Hilferuf der Feuerwehr nach Hochhaus-Brand
Fluchtwege verraucht, keine Steigleitungen: Nur knapp schlitterte man beim Brand im Elisabethhochhaus an Katastrophe vorbei, kritisiert Feuerwehr.
WILFRIED ROMBOLD
Karl Graßberger ist sichtlich verärgert: „Seit 25 Jahren bin ich jetzt bei der Feuerwehr und die Situation wird immer kritischer“. Grund für den Groll des Offiziers ist der Brand im Elisabethhochhaus am Freitag, bei der eine Familie mit Rauchgasvergiftungen gerade noch gerettet werden konnte. Dieser Fall habe wieder deutlich gezeigt, wie schlimm es um den Brandschutz in vielen Grazer Hochhäusern bestellt ist.
Denn während der Wohnungsinhaber mutig die Flammen mit Handfeuerlöschern bekämpfte, drang der Rauch über das Stiegenhaus in die oberen Stockwerke und schnitt dort den Bewohnern den Fluchtweg ab. „Hier hat es im achten Stock gebrannt. Die Leiter der Feuerwehr reicht bis zum 15. Stock. Was aber passiert mit den Leuten, die darüber wohnen?“, verweist Alfred Pölzl von der Feuerpolizei auf die technischen Grenzen der Retter. Und wohin es führt, wenn in Not Geratene Panik bekommen, sei am Montag in Wien deutlich geworden. „Dort sprangen Bewohner eines brennenden Hauses aus dem Fenster“, verdeutlicht Pölzl.
Die eklatantesten Mängel im Elisabethhochhaus sind laut Feuerwehr die fehlende Steigleitung, der fehlende Feuerwehraufzug (in Kombination mit einer Brandmeldeanlage) und die fehlende Druckbelüftung. Denn nur diese sorge für freie Fluchtwege, weil Ventilatoren den Rauch im Bereich des Brandherds halten. Einzige bisher erfüllte Forderung: Die Auffahrtszone war frei.
Trotz dieser brandheißen Argumente bleibt die Initiative der Hochhausbewohner bei ihrer Kritik an der Feuerpolizei und deren „teilweise überzogenen“ Forderungen. Sprecherin Ingrid Moretti: „Wo es funktionstüchtige Anlagen gibt, müssen diese nicht dauernd auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden“. Das könnten sich viele Bewohner nicht leisten, so Moretti.